Österreichisches Kuratorium für alpine Sicherheit warnt Skitourengeher

Derzeit erhöhtes Risiko von Spaltenstürzen

Nach den tragischen Unfällen am Kuchelmooskopf und am Großvenediger mit insgesamt zwei Toten mahnen die Experten des Kuratorium für alpine Sicherheit alle Skihochtourengeher, die Spaltensturzgefahr in Österreichs Bergen nicht zu unterschätzen.

Derzeit erhöhtes Risiko von Spaltenstürzen
© Peter Veider

"Bei Ski-Hochtouren, deren Saison jetzt erst richtig beginnt, ist deshalb besondere Vorsicht geboten", erklärt Karl Gabl, der Präsident des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit.

Und der Salzburger Gletscherforscher Heinz Slupetzky weist auf drei aktuelle Gefahren hin:

1. Schneedeckenaufbau

Die Schneedecke ist auf den österreichischen Gletschern für diese Jahreszeit eher unterdurchschnittlich. Durch die starke Windverfrachtung sind die Spalten meist zugeweht und die Schneebrücken sind nicht stabil, d.h. vielfach zu dünn. Bei jenen Spalten, die im Winter schon zugeweht waren, war die Schwimmschneebildung durch die kalte Luft der Spalten besonders stark. Daher können Schneebrücken über Gletscherspalten, die beim Aufstieg und bei der Abfahrt, ohne es zu erkennen, von Alpinisten gequert werden, besonders unsicher sein.

<p>Den Aufbau der "losen Rolle" sollte jeder Skihochtourengeher sicher beherrschen. </p>

Den Aufbau der "losen Rolle" sollte jeder Skihochtourengeher sicher beherrschen.

© Peter Veider

2. Schneebrücken

De Situation in den Nährgebieten der Gletscher hat sich teilweise dramatisch geändert. In den 80er- und 90er- Jahren lagen Firnschichten aus mehreren Jahren über den Spalten, so dass diese viele sehr tragfähige Überdeckungen hatten. In den Folgejahren waren neu entstandene Spalten meist wieder zu. In den letzten Jahrzehnten konnte beobachtet werden, dass die Firnschichten in den Nährgebieten auf den Alpengletschern teiweise im zweitstelligen Meterbereich abgeschmolzen sind. Die Spalten sind im Herbst offen und später nur mit dem wenig tragfähigen Schnee des laufenden Winters überdeckt. Dadurch sind die Schneebrücken schwächer als bei einer verfestigten Firnbrücke. Die Tragfähigkeit ist stark vermindert.

3. Altschnee

Die starke Abschmelzung lässt bis in große Höhen instabilen Altschnee entstehen. Zudem friert in der Nacht der Schnee an der Oberfläche kaum.

Alle drei Faktoren, so der Gletscherforscher "führen zu einer erhöhten potentiellen Gefahr von Spaltenstürzen“. Slupetzky gibt in diesem Zusammenhang auch zu bedenken, "dass das Jahrzehnte lange Abschmelzen zur Folge hat, dass Spalten zum Vorschein kommen, die bisher nicht zu sehen waren – auch an Stellen, wo man sie nicht vermutet hätte".

Und Kuratoriums-Präsident Gabl rät deswegen nicht nur am Gletscher unbedingt immer angeseilt unterwegs zu sein: "Ski-Bergsteiger, die in Gletscherregionen unterwegs sind, müssen zu ihrer eigenen Sicherheit und zur Sicherheit anderer unbedingt die Seil- und Spaltenbergetechnik beherrschen", so der Meteorologe und Bergführer.

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