Zum Start der Wandersaison

Sicher Bergwandern: 10 Empfehlungen des OeAV

Für das verlängerte Pfingstwochenende versprechen die Meteorologen bestes Wanderwetter. Und da viele Alpenvereinshütten bereits wieder geöffnet haben, steht der ersten längeren Bergtour eigentlich nichts mehr im Wege. Der Oesterreichische Alpenverein (OeAV) nennt zehn Grundregeln, die jeder Bergwanderer beim Start in die neue Wandersaison besonders beachten sollte.

Sicher Bergwandern: 10 Empfehlungen des OeAV
Nichts wie raus! (Foto: picture-alliance.com)
Nichts wie raus! (Foto: picture-alliance.com)

1. Gesund in die Berge

Bergwandern ist Ausdauersport. Die positiven Belastungsreize für Herz und Kreislauf setzen Gesundheit und eine realistische Selbsteinschätzung voraus. Vermeiden Sie Zeitdruck und wählen Sie das Tempo so, dass niemand in der Gruppe außer Atem kommt.

Michael Larcher, Leiter der Bergsportabteilung des OeAV dazu: "Gerade zu Saisonbeginn überschätzt man sich gern. Man sollte der Versuchung widerstehen, sich zu ehrgeizige Ziele zu setzen und den Körper langsam an die Belastung gewöhnen. Für fast die Hälfte aller Notsituationen beim Wandern sind Herz-Kreislauf-Beschwerden verantwortlich!"

Risiko Herzinfarkt!

Der plötzliche Herztod ("Herzinfarkt") ist die zweithäufigste Todesursache beim Bergwandern. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, schon ab 40, stark an. Männer sind deutlich stärker gefährdet als Frauen. Risikofaktoren sind Bluthochdruck, überhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte, Übergewicht und Rauchen, sowie vorangegangene Herzinfarkte.

So lässt sich das Risiko senken:

  • Durch regelmäßige sportliche Aktivität fit halten.
  • Ungewohnte und lange Belastungen vermeiden - insbesondere am ersten Tag.
  • Langsam losgehen und starke Anstrengung zu Beginn der Wanderung vermeiden.
  • Bei heißem, schwülem Sommerwetter ein schattiges, kühles Tourenziel wählen.
  • Durch regelmäßige Nahrungsaufnahme Wassermangel und Unterzucker vermeiden.
  • Bei grippalem Infekt oder Verkühlung zu Hause bleiben und auskurieren.
  • Warnsignale wie Atemnot, Herzrasen oder Übelkeit ernst nehmen: Wanderung und Training rechtzeitig abbrechen bzw. Notruf absetzen.
  • Bei Herzkreislauf-, Atemwegs- und/oder Stoffwechselerkrankungen einen Sportarzt konsultieren.

2. Sorgfältige Planung

Wanderkarten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Länge, Höhendifferenz, Schwierigkeit und die aktuellen Verhältnisse. Touren immer auf die Gruppe abstimmen. Achten Sie besonders auf den Wetterbericht, da Regen, Wind und Kälte das Unfallrisiko erhöhen.

Bei der Planung ist auch das neue Portal des Alpenvereins behilflich: auf www.alpenvereinaktiv.com finden sich Tourentipps und Kartenmaterial sowie Angaben zu Höhenmetern, Distanz und Schwierigkeiten. Mehr zum Thema Orientierung im Gebirge, erfahren Sie hier.

3. Vollständige Ausrüstung

Passen Sie ihre Ausrüstung der Unternehmung an und achten Sie auf ein geringes Rucksackgewicht. Regen-, Kälte- und Sonnenschutz gehören immer in den Rucksack, ebenso Erste-Hilfe-Paket und Mobiltelefon (Euro-Notruf 112). Karte oder GPS unterstützen die Orientierung. Eine ausführliche Ausrüstungs-Checkliste finden Sie hier.

Vorsicht geboten: Altschnee verlangt erhöhte Konzentration (Foto: picture-alliance.com).
Vorsicht geboten: Altschnee verlangt erhöhte Konzentration (Foto: picture-alliance.com).

4. Passendes Schuhwerk

Gute Wanderschuhe schützen und entlasten den Fuß und verbessern die Trittsicherheit! Achten Sie bei der Wahl auf perfekte Passform, rutschfeste Profilsohle, Wasserdichtigkeit und geringes Gewicht.

5. Trittsicherheit ist der Schlüssel

Stürze, als Folge von Ausrutschen oder Stolpern, sind die häufigste Unfallursache! Beachten Sie, dass zu hohes Tempo oder Müdigkeit deine Trittsicherheit und Konzentration stark beeinträchtigen. Achtung Steinschlag: Durch achtsames Gehen wird das Lostreten von Steinen vermiden.

Stolpern, ausrutschen, Sturz, Absturz: Mehr als die Hälfte der tödlichen Wanderunfälle sind auf Stürze zurückzuführen. Dabei ist die Generation 50plus deutlich häufiger von dieser Unfallursache betroffen. Faktum ist, dass ca. 75 Prozent der "Stolperer" auf Wegen oder Steigen passieren - und nicht im weglosen Terrain.

"Wer nach einer zu schwierigen Wanderung keine Reserven mehr für den Abstieg hat, wird unachtsam - die Gefahr eines Sturzes steigt. Der Weg nach unten ist nicht nur motorisch anspruchsvoller, durch den Tiefblick kommt auch noch eine psychologische Komponente dazu. Das sollte man bereits bei der Tourenplanung bedenken", empfiehlt Larcher.

6. Auf markierten Wegen bleiben

Im weglosen Gelände steigt das Risiko für Orientierungsverlust, Absturz und Steinschlag. Vermeiden Sie Abkürzungen und kehren Sie zum letzten bekannten Punkt zurück, wenn Sie einmal vom Weg abgekommen. Häufig unterschätzt und sehr gefährlich: Steile Altschneefelder! Wie man Schneefelder richtig quert, erfahren Sie hier.

Für manchen der Grund, um in die Berge zu gehen: Die Brotzeit auf der Hütte (Foto: picture-alliance.com).
Für manchen der Grund, um in die Berge zu gehen: Die Brotzeit auf der Hütte (Foto: picture-alliance.com).

7. Regelmäßige Pausen

Rechtzeitige Rast dient der Erholung, dem Genuss der Landschaft und der Geselligkeit. Essen und Trinken sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten. Isotonische Getränke sind ideale Durstlöscher. Müsliriegel, Trockenobst und Kekse stillen den Hunger unterwegs. Mehr zum Thema richtig Essen auf Tour, erfahren Sie hier.

8. Verantwortung für Kinder

Beachten Sie, dass Abwechslung und spielerisches Entdecken für Kinder im Vordergrund stehen! Passagen mit Absturzrisiko erfordern eine 1:1 Betreuung durch Erwachsene. Sehr ausgesetzte Touren, die lang anhaltende Konzentration erfordern, sind für Kinder nicht geeignet.

9. Kleine Gruppen

Kleine Gruppen gewährleisten Flexibilität und ermöglichen gegenseitige Hilfe. Vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr informieren. In der Gruppe zusammen bleiben. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen.

10. Respekt für die Natur

Zum Schutz der Bergnatur: Keine Abfälle zurücklassen, Lärm vermeiden, auf den Wegen bleiben, Wild- und Weidetiere nicht beunruhigen, Pflanzen unberührt lassen und Schutzgebiete respektieren. Zur Anreise öffentliche Verkehrsmittel verwenden oder Fahrgemeinschaften bilden.