Erhebliche Lawinengefahr in den Alpen

Endlich Winterfreude - aber auch Vorsicht geboten

Jetzt ist er also doch noch gekommen, der Winter. Bis zu 30 Zentimeter Neuschnee konnten mancherorts am vergangenen Wochenende verzeichnet werden. Zur Freude darüber kommt die Bitte um Vorsicht: Nahezu im gesamten Alpenraum herrscht derzeit erhebliche Lawinengefahr. Der ÖAV mahnt Tourengeher vor der ersten Skitour zur Beachtung von 10 Empfehlungen.

Endlich Winterfreude - aber auch Vorsicht geboten
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Grüne Wiesen, frühlingshafte Temperaturen - in den letzten Wochen des vergangenen Jahres deutete nicht viel darauf hin, dass es diese Saison noch etwas was werden würde mit dem Winter. Doch nun ist er da!

Am vergangenen Wochenende wurden im bayerischen Alpenraum bis zu 30 Zentimeter Neuschnee gemessen. Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, ist die Schneedecke bereits auf eine Höhe von rund zweieinhalb Meter angewachsen. Aber auch im Allgäu oder in den Berchtesgadener Alpen liegt mittlerweile genügend Schnee, um endlich Rodel, Snowboard, Schneeschuhe oder Ski zum Einsatz bringen zu können.

Momentan deutet nichts darauf hin, dass die weiße Pracht genauso schnell wieder verschwinden könnte, wie sie gekommen war. Die eisigen Temperaturen der letzten Tage - auf der Zugspitze war das Thermometer am Sonntagmittag auf -21° Celsius gefallen - werden nicht nur den Freistaat noch eine Zeit lang erhalten bleiben (zum Bergwetterbericht auf alpin.de geht es hier).

Frostige Temperaturen, starker Wind und Neuschnee haben die Lawinengefahr im gesamten Alpenraum ansteigen lassen. Für den Bereich der Bayerischen Alpen gilt derzeit Lawinenwarnstufe 3, also erhebliche Lawinengefahr, wie der Lawinenwarndienst Bayern mitteilte, der seine Arbeit inzwischen voll aufgenommen hat: Der Lawinenlagebericht wird nun täglich aktualisiert, wie Sie auch unserer Übersichtsseite für Lawinenwarndienste in den Alpen entnehmen können.

ÖAV: Vorsicht bei den ersten Skitouren

Bei aller Freude über den fast schon unverhofften Schnee-Segen, mahnt der Österreichische Alpenverein alle Tourengeher und Freerider zu besonderer Vorsicht und umsichtiger Tourenplanung.

"Wir bitten die Tourengeher und Freerider, den aktuellen Lawinenlagebericht und die Sicherheitsempfehlungen des Alpenvereins unbedingt zu beachten und bei Touren abseits der Pisten zurückhaltend zu sein. Sonst sind angesichts der aktuellen Lawinensituation Unfälle vorprogrammiert", gibt Michael Larcher, der Leiter der Bergsport-Abteilung des ÖAV, zu bedenken.

Mit den "10 Empfehlungen für Skitouren" hat der Alpenverein eine kompakte Checkliste für Tourengeher zusammengestellt, die zur Risikominimierung im freien Gelände beitragen soll.

  • Gesund in die Berge: Skitouren sind Ausdauersport. Die wertvollen Belastungsreize für Herz und Kreislauf setzen Gesundheit und eine gute Selbsteinschätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dass niemand in deiner Gruppe außer Atem kommt. Achte auf Kraftreserven für die Abfahrt.
  • Sorgfältige Planung: Karten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Länge der Tour, Höhendifferenz, Schwierigkeit und die aktuellen Verhältnisse. Besondere Beachtung verdient der Wetterbericht, da starker Wind und schlechte Sicht das Unfallrisiko stark erhöhen.
  • Lawinenlagebericht studieren: Informiere dich vor Antritt der Tour eingehend über die aktuelle Gefahrenstufe (Europäische Gefahrenskala für Lawinen in 5 Stufen).
  • Vollständige Ausrüstung: Passe deine Ausrüstung den winterlichen Verhältnissen an und achte auf ein geringes Rucksackgewicht. Für den Lawinen-Notfall sind LVS-Gerät, Schaufel und Sonde Standard, ebenso Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack und Mobiltelefon. Ein Airbag-System erhöht die Überlebenschancen.
  • Regelmäßig Trinkpausen: Flüssigkeit, Energie und Pausen sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten. Heiße, isotonische Getränke sind ideale Durstlöscher und Wärmespender. Leicht Verdauliches, wie Müsliriegel, Trockenobst und Kekse, stillt den kleinen Hunger unterwegs.
  • Lawinenrisiko abwägen: Beim Erkennen der Lawinengefahr sind dem Menschen enge Grenzen gesetzt. Stütze deine Entscheidungen daher auf strategische Methoden der Risikoeinschätzung und lerne, Gefahrenzeichen im Gelände zu erkennen.
  • Abstände einhalten: Entlastungsabstände von 10 m beim Aufstieg in Steilhängen (= 30°) reduzieren die Belastung auf die Schneedecke und steigern den Komfort bei Spitzkehren. Halte bei der Abfahrt grundsätzlich Abstände von mindestens 30 m ein und befahre sehr steile Hänge (= 35 °) einzeln.
  • Stürze vermeiden: Stürze bei der Abfahrt sind die häufigste Unfallursache auf Skitouren. Für die Schneedecke bedeuten sie zudem eine große Zusatzbelastung. Gute Skitechnik und eine dem Können angepasste Geschwindigkeit reduzieren das Risiko. Ein Skihelm kann vor Kopfverletzungen schützen.
  • Kleine Gruppen: Kleine Gruppen ermöglichen gegenseitige Hilfe und verringern das Risiko, Lawinen auszulösen. In der Gruppe zusammen bleiben. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen. Daher immer vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr informieren
  • Respekt für die Natur: Keine Abfälle zurücklassen, Lärm vermeiden, Aufforstungsflächen nicht betreten, Schutz- und Sperrgebiete respektieren. Besondere Rücksicht auf Wildtiere im Winter! Zur Anreise Fahrgemeinschaften bilden oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen

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