Neues Mammut-Projekt "Reclimbing the Classics"

Jan Hojer über "Action Directe"

Die "Action Directe" ist derzeit wieder in aller Munde. Anfang Mai konnte sich Alexander Megos die schnellste Wiederholung des Güllich-Masterpiece im Krottensteiner Forst sichern. Und auch im zweiten Teil von "Reclimbing the Classics", des neuen Projektes von Bergsportausrüster Mammut, dreht sich alles um die legendäre Route. 2010 gelang dem damals 18-jährigen Jan Hojer die dreizehnte Begehung des 9a-Meilensteins. Für "Reclimbing"" ist der Sportkletterer ins Frankenjura zurückgekehrt.

Jan Hojer über "Action Directe"
Legendär: Wolfgang Güllich in "Action Directe" (Foto: Gerd Heidorn).
Legendär: Wolfgang Güllich in "Action Directe" (Foto: Gerd Heidorn).

Wenn es um das Verschieben von Grenzen ging, führte lange Jahre kein Weg an Wolfgang Güllich vorbei. 1984 hatte der Ausnahmeathlet mit "Kanal im Rücken" die weltweit erste X, 1985 mit "Punks in the Gym" die erste X+ und zwei Jahre später mit "Wallstreet" die erste XI– geklettert.

1991 sollte der Pfälzer alles bisher dargewesene noch toppen. Am 14. September gelang Güllich die Rotpunkt-Begehung von "Action Directe" - und damit die Eröffnung der weltweit ersten Route im Schwierigkeitsgrad XI. Ein Meilenstein, nichts weniger.

Ihren legendären Ruf vedankt die Route nicht nur dem charakteristischen Sprung aus einem Einfinger- in ein scharfes Zweifingerloch gleich zu Beginn, sondern vor allem der Tatsache, dass es vier Jahre dauern sollte, ehe "Action Directe" - dieser "Terroranschlag auf Finger, Ringbänder und Sehnen" (Güllich) - erstmals wiederholt werden konnte.

Die Zahl derer, die seit der Erstbegehung durch Güllich die zwölf extremen Züge sturzfrei an einem Stück klettern konnten, ist überschaubar geblieben. Am 03. Mai 2014 glückte dem Erlanger Alexander Megos die insgesamt erst 16. Wiederholung.

Vier Jahre zuvor konnte sich Jan Hojer Nummer 12 sichern. Der damals 18-Jährige benötigte neun Tage "Arbeit", eher er die Linie durch die 40 Grad überhängende Wand meistern konnte. Für das Projekt "Reclimbing the Classics" statte der frischgebackene IFSC Boulder Worldcup-Champion von Grindelwald und Chongqing im Frühjahr dieses Jahres dem Waldkopf im Krottensteiner Forst nochmals einen Besuch ab. Begleitet wurde Hojer von dem Kletterer und Profifotografen Gerhard Heidorn , der Güllich Anfang der Neunzigerjahre in "Action Directe" abgelichtet hatte.

Wie würdest du Action Directe charakterisieren? Vor allem im Vergleich zu den derzeit »aktuellen« schweren Routen?

Jan Hojer: "Action Directe" ist typisch für die Kletterei im Frankenjura: sehr löchrig, boulderig und vergleichsweise kurz. Im Gegensatz zu den meisten anderen Routen im XI. Grad ist die Schwierigkeit der Route auf zirka 15 Züge verteilt, und wer nicht an die fränkische Lochkletterei gewöhnt ist, wird vermutlich Probleme mit all den Ein- und Zweifingerlöchern haben.

Wolfgang hatte "Action" mit XI bewertet, was etwa 8c+/9a bedeuten würde; was meinst du dazu?

Jan Hojer: Als Wolfgang die Route 1991 erstbegangen hatte, gab es noch keine Routen in diesem Schwierigkeitsbereich, weshalb auch über den Grad der Route viel spekuliert wurde. Letztendlich hat man sich damals auf XI geeinigt. Heute gibt es schon viele Routen in dieser Schwierigkeit, doch "Action" wird immer noch als "sehr solide" 9a gehandelt!

Fertig machen zum Sprung: Jan Hojer in "Action Directe" (Foto: Rainer Eder / Mammut).
Fertig machen zum Sprung: Jan Hojer in "Action Directe" (Foto: Rainer Eder / Mammut).

Du hast die Route vor vier Jahren im Alter von 18 Jahren geklettert; was hat die Wiederholung der "Action" für Dich persönlich bedeutet?

Jan Hojer: Für mich persönlich war es schon immer ein Traum, diese Route zu durchsteigen. Schon mit 13 Jahren stand ich am Waldkopf unter "Action Directe", damals um "Slimline" (X–) zu versuchen. Da ich früher fast meine gesamten Schulferien in der Fränkischen verbracht habe, und «Action» damals als schwierigste Route des Frankenjuras galt, kam ich nicht daran vorbei, es irgendwann auch einmal zu versuchen.

Laut Chroniken hat "Action" in den 21 Jahren, die nach der Erstbegehung vergangen sind, gerade einmal 16 Begehungen erhalten; wie erklärst du dir das?

Jan Hojer: Ich glaube, dass die geringe Anzahl der Begehungen durch den speziellen Style und den extrem schweren ersten Zug zu erklären ist, bei dem man sehr dynamisch aus einem Einfingerloch wegspringen muss.

Vor 20 Jahren war das Frankenjura eines der absoluten Pflichtgebiete für jeden Spitzenkletterer; heute haben sich die Vorlieben eher nach Spanien verlagert; woran kann das liegen?

Jan Hojer: Daran könnte das manchmal sehr launische fränkische Wetter genauso schuld sein, wie die sehr "solide" Bewertung in der Fränkischen.

Welchen Stellenwert hat das Frankenjura für dich persönlich?

Jan Hojer: Ich habe im Frankenjura meine ersten Felserfahrungen gesammelt und in keinem anderen Klettergebiet so viel Zeit verbracht. Deswegen wird das Frankenjura für mich immer eine ganz besondere Rolle spielen.

Ein Video zu "Action Directe" und weitere Informationen finden Sie unter: www.mammut-rockclimbing.ch