"Die Höchste Spiz im ganzen Tyrol"

Ortler-Erstbesteigung am 27.09.1804

Am 27. September 1804 gelang dem Bergführer und Gamsjäger Josef Pichler die erste Besteigung von "König Ortler".

Ortler im Hintergrund, die Tabareta-Hütte vorne.
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Faszination Ortler: "höchste Spiz in ganz Tyrol"

Die imposante Erscheinung des Ortler wusste schon die Zeitgenossen früherer Jahrhunderte zu faszinieren. Seine erste namentliche Erwähnung in einer Karte datiert auf das Jahr 1774.

Nicht von ungefähr verzeichnte der Kartograf Peter Anich den 3905 Meter hohen Koloss aus Eis und Fels in seinem "Atlas Tyrolensis" als "höchsten Spiz in ganz Tyrol".

Ortler: Die Geschichte der Erstbesteigung 1804

30 Jahre später zeigte sich Erzherzog Johann von Österreich von der massigen Gestalt des Dreitausenders derart beeindruckt, dass er umgehend die Erstbesteigung des Ortlers anordnete.

Mit der Aufgabe betraut wurde der Beamte Dr. Johannes Gebhard, der noch im August 1804 nach Sulden reiste, um die notwendigen Vorbereitungen für eine Erstbesteigung in die Wege zu leiten.

Geeigneten Männer für das äußerst kühne Unternehmen mussten ebenso gefunden werden wie eine gangbare Route.

In Johann Leitner und Johann Klausner fand Gebhard zwei Kandidaten, denen er die Erstbegehung des Berges zutraute. Doch alle Versuche der beiden Zillertaler Bergsteiger - die sie auschließlich von Sulden aus unternommen hatten - scheiterten.

Fotogalerie: Klickt Euch durch eine Slideshow mit Bildern zum "König Ortler."

Die Lage sollte sich erst ändern, als sich Josef Pichler, Pseyrer Josele genannt, dem bis dato erfolglosen Duo anschloß. Der Gamsjäger versprach Gebhard, nur im Erfolgsfall Geld zu verlangen: 

"I geh nit wegen dem Geld alloan, Herr, i will den Ortler packen! Zwing i den Spitz, nacher nimm i gern, was der Herr den andern boten hat, zwingt er mi, so loss i mi nimmer sechn."

Kaum mit Gebhard ins Geschäft gekommen, brach Pichler mit seinen zwei Begleitern Richtung Trafoi auf, um am folgenden Tag den Ortler von Nordwesten her anzugehen.

Am 27.09.1804 erreichte das Trio unter Führung des Pseyrer Josele - ohne jegliche Kletter- oder Eisausrüstung - über die "Hinteren Wandln" den Gipfel des Ortler.

Noch am selben Abend kehrten Pichler, Leitner und Klausner wohlbehalten nach Trafoi zurück. Die Erstbesteigung des "Monarchen" war geschafft!

Als Normalweg konnte sich die Route der Erstbesteiger jedoch nicht durchsetzen: Der Weg durch die Südwestabstürze des Ortler gilt bis heute als technisch anspruchsvoll und äußerst gefährlich.

Text von Wolfgang Dengler

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