Im Praxistest

Black Diamond Dawn Patrol Hybrid Bib

Mit der ersten Bergsportbekleidungs-Linie gelang Hardware-Spezialist Black Diamond ein überaus erfolgreicher Einstand im Textil-Bereich. Wir haben ein Highlight der Winterkollektion 2013/14, die Dawn Patrol Hybrid Bib, unter anderem bei Schneeschuhhochtouren auf Hochwilde (3458m), Eiskögele (3233m) und dem Zuckerhütl (3507m) getestet.

Hybrid-Tourenhose aus Schoeller-Gewebe
© Black Diamond
Sitzt wie angegossen: Die Dawn Patrol Hybrid Bib von Black Diamond.
Sitzt wie angegossen: Die Dawn Patrol Hybrid Bib von Black Diamond.
© Wolfgang Dengler

Mit Latzhosen ist das so eine Sache. Entweder man liebt sie - oder man macht grundsätzlich einen weiten Bogen darum. Oder - dritte Möglichkeit - man macht so lange einen weiten Bogen darum, bis man einmal die richtige "Bib" zwischen die Finger bekommt. So eine wie die Dawn Patrol Hybrid Bib von Black Diamond.

Der extrem körpernahe Schnitt der Hybrid-Hose ist sicher nicht jedermanns Sache. Doch wer sich damit anfreunden kann, wird es nicht bereuen. Denn auf Tour vergisst man schon nach wenigen Minuten, dass man in einer Latzhose steckt - in einer sehr "tighten" Latzhose wohlgemerkt.

Maßgeblichen Anteil daran haben auch die beiden Stoffe des schweizer Textilspezialisten Schoeller. Sowohl das weiche Softshellgewebe (ohne Membarn) als auch - und hier liegt ein wesentlicher Unterschied zu vielen anderen Hybrid-Konstruktionen auf dem Markt - das wind- und wasserdichte Laminat, in diesem Fall C_Change , haben einen Elasthananteil von 5%. Das sorgt für ausgezeichnete Bewegungsfreiheit und entsprechend hohen Tragekomfort.

Was den Wetterschutz anbelangt, kommt die Dawn Patrol mit so ziemlich allen Verhältnissen klar, die einem im Winter das Leben schwer machen können. Obwohl sich die wasserdichten C_Change-Einsätze an "nur" zwei Stellen - nämlich im Knie- und Gesäßbereich - befinden, muss es schon richtig sauen, ehe Feuchtigkeit über das Softshell-Material nach innen dringt. Insofern kann man sich auch bei Mehrtagestouren die Mitnahme einer Hardshell-Überhose getrost sparen.

Schöne Farbe: Die Hybrid Bib in "Burnt Ember".
Schöne Farbe: Die Hybrid Bib in "Burnt Ember".
© Wolfgang Dengler

Bei unseren Testtouren konnten wir auch auf die lange Unterhose darunter verzichten. Selbst bei minus 10 Grad Celsius und scharfem Wind, wie am Zuckerhütl (3507m) erlebt, reichten eine Merinoboxer und lange Skisocken als erste Schicht völlig aus, um in der Hybrid Bib nicht zu frieren. Selbstverständlich spielt hier immer auch das persönliche Kälteempfinden eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Doch dass eine Latzhose ein Plus an Schutz auch für sensible Zonen wie Brust, Bauch und Nieren bietet und man daher nicht so schnell auskühlt, wie das bei gleichen Bedingungen mit einer herkömmlichen Tourenhose der Fall wäre, dürfte unstrittig sein.

Schweißtreibende Anstiege oder steigende Temperaturen sind für die Dawn Patrol ebenfalls kein Problem. Die Atmungsaktivität der Hose liegt auf einem sehr guten Niveau. Stößt sie an Grenzen, sorgen zwei 76cm-lange Zweiwege-Seitenreißverschlüsse für ordentlich Frischluftzufuhr. Schön, dass die beiden Zipper noch dazu butterweich laufen.

Geduld ist hingegen bei der Einstellung der Hosenträger gefragt. Die robusten Alu-Schnallen machen zwar optisch einiges her, die elastischen Träger mit ihnen zu verkürzen, dauert jedoch eine gefühlte Ewigkeit. Ähnlich fummelig gestalltet sich das Handling der Kordelzüge im Saum. Mit dicken Winterhandschuhen lassen sich die winzigen Stopper jedenfalls nicht bedienen.

Zu weit: Die Gamaschen schließen bei Bergstiefeln leider nicht richtig ab.
Zu weit: Die Gamaschen schließen bei Bergstiefeln leider nicht richtig ab.
© Wolfgang Dengler

Apropos Handschuhe. Die beiden "Cargo-Pockets" an den Oberschenkeln (eine mit Velcro-Verschluß, eine mit RV) hätten ruhig noch etwas größer ausfallen dürfen. Dick gefütterte Winterhandschuhe bekommt man so nur mit Mühe und Not komplett hineingequetscht, eine Karte nur gefaltet. Mütze, Riegel, Pocketkamera oder das Handy passen dafür aber ohne Probleme rein.

Zur Ausstattung der Hybrid Bib gehören auch integrierte Gamaschen. Für den Einsatz mit Alpinstiefeln sind sie jedoch nicht geeignet - sie schließen einfach nicht dicht am Schaft ab. Leider können die Gamaschen auch nicht enger gestellt werden. Es mit den Kordelzug im Saum zu versuchen, bleibt eine Notlösung

Für den großen Kantenschutz von Keprotec sowie das integrierte Recco-System gibt es hingegen wieder Pluspunkte. Auch die Verarbeitung ist gut. Allerdings zeigt das C_Change-Material an einer Stelle bereits deutliche Spuren von Delamination. Nach nur wenigen Monaten im Gebrauch darf das eigentlich nicht sein. Schon gar nicht bei einer Hose, die mit 329,95 Euro im oberen Preissegment angesiedelt ist.


Fazit

Erste Auflösungserscheinungen: Delaminierung der Membran im Zwickel (re.).
Erste Auflösungserscheinungen: Delaminierung der Membran im Zwickel (re.).
© Wolfgang Dengler

Mit der Dawn Patrol Hybrid Bib liefert Black Diamond eine tolle Tourenhose für den Wintereinsatz ab. Passform, Trage- und Klimakomfort begeistern, der Wetterschutz ist ausgezeichnet, die Ausstattung sehr gut. Mit der frimmeligen Hosenträgereinstellung, den etwas zu kleinen Taschen und den (für den Einsatz mit Bergstiefeln unzureichenden) Gamaschen lässt sich leben. Um so ärgerlicher ist es, dass die festgestellte Delamination im Zwickelbereich den überaus positiven Gesamteindruck wieder etwas schmälert.

Weitere Informationen: Black Diamond

Text von Wolfgang Dengler

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