Wildes Norwegen - Dovrefjell Nationalpark

Begegnung mit einem Riesen - Der erste Kontakt

Wider Erwarten müssen wir auf ein erstes Treffen mit den Moschusochsen nicht lange warten. Eine Herde grast auf der anderen Seite des Flussufers am Hang des Berges. Die Tiere befinden sich in sicherem Abstand und wir können sie ausgiebig beobachten.

Begegnung mit einem Riesen - Der erste Kontakt
Faszinierend: Eine Herde Moschusochsen.
Faszinierend: Eine Herde Moschusochsen.

Wir sind fasziniert von den Eiszeittieren, deren lange, zottelige Felle bei jedem Schritt langsam hin- und herwiegen. Es sind wahrlich ehrfurchtgebietende Tiere! Ich bin froh über den Fluss, der uns von den Riesen trennt. Und auch auf dem weiteren Weg sehen wir immer wieder Gruppen von bis zu zehn Moschusochsen. Die Tiere betrachten uns aufmerksam, wenn wir an ihnen vorbeiziehen. Aufmerksam, aber friedlich.

Wir versuchen, die Herden so großräumig wie möglich zu umgehen. Während wir weiterlaufen, zieht sich der Himmel über uns immer mehr zu und wird stets bedrohlicher. Dennoch: Die ganze Zeit ist vor uns die Sonne, die durch die Wolkendecke scheint und uns den Weg weist. Wir blicken während der ersten sechs Stunden stets in ihre Richtung. Das Licht erzeugt eine merkwürdige Stimmung am ansonsten dicht verhangenen Himmel. Ist es ein Lichtblick oder eher ein Irrlicht, welches uns immer tiefer ins Herz des wilden Reservats lockt? Wir sind uns nicht sicher.

Und irgendwann ist auch dieses Licht hinter den Wolkenbergen verschwunden. Wir laufen die letzten anderthalb Stunden durch peitschenden Regen. Es ist kaum vorstellbar, dass hier irgendwo eine Hütte sein soll, die uns Unterschlupf bieten könnte. Wir wehren uns gegen die düstere Stimmung der Umgebung, die uns einzunehmen versucht.

Nach einer Tageswanderung erreichen wir endlich die Berghütte Reinheim. Wie groß ist die Freude, als wir Rauch aus dem Kamin steigen sehen! Die Nacht über können unsere nassen Klamotten trocknen und wir fallen in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Mystisch: Lichstimmung im Dovrefjell-Nationalpark.
Mystisch: Lichstimmung im Dovrefjell-Nationalpark.

Auch der nächste Tag begrüßt uns mit Regen, einer Herde Moschusochsen und matschigen Wegen. Wir wissen inzwischen, wie wechselhaft und abweisend das Wetter hier sein kann und wandern gut erholt los. Die Besteigung der Snohetta auf knapp 2300 Meter bleibt uns leider aufgrund der widrigen Wetterbedingungen verwehrt. Doch das kann uns die Laune nicht verderben. Guten Mutes laufen wir entlang des Pfades auf der anderen Seite des Flusses in Richtung Ausgangspunkt unserer Wanderung.

Und dann ist der Moment da: Christoph, bewaffnet mit seiner Kamera, zielt auf den imposanten Bullen, dem wir viel zu nahe gekommen sind. Doch: nichts passiert. Der Moschusochse bleibt friedlich. Langsam laufen wir vorbei. Das Tier trottet in die entgegengesetzte Richtung weiter. Glück gehabt!

Und wieder stampfen wir Stunde um Stunde durch die verwunschene Landschaft des Dovrefjell. Als wir gegen Abend am Ausgangspunkt ankommen, sind unsere Köpfe voller Bilder und Eindrücke des Parks.

Dies soll auch die nächsten Tage und Wochen so bleiben. Denn auch wenn wir in Norwegen noch an vielen Orten gewaltiger Natur und wunderschönen Landschaften begegnen sollen, so hat uns doch das Dovrefjell verzaubert.

Text: Nicole Lämmermann Fotos: Christoph Ruthrof www.christophruthrof.com

Klicken Sie für eine Großansicht.
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Informationen zum Dovrefjell-Nationalpark

Größe:

1693 Quadratkilometer

Lage:

Das Dovrefjell-Gebirge bildet die Grenze zwischen Süd- und Mittelnorwegen.

Anfahrt ab Oslo:

Mit dem Auto: Erreichbarkeit über die E6 (ca. 5 h)

Mit der Bahn: Linie Oslo-Trondheim, Haltestelle Kongsvoll (ca. 5 h). Infos unter www.nsb.no/?lang=en_US

Per Expressbus: Mit Nor-Way Bussekspress (ca. 5 h). Infos unter www.nor-way.no

Übernachtung:

Wild Campen ist in ganz Norwegen erlaubt.

Übernachtung in Hütten des norwegischen Wanderverbands DNT möglich. Wichtig: DNT-Schlüssel im Vorfeld holen (z.B. in Kongsvoll), die meisten Hütten sind nicht bewirtschaftet.

Attraktionen des Nationalparks:

Moschusochsenherde; Fjordpferde; Snøhetta (2286 m), der höchste Gipfel des Gebiets; Bekanntheit des Parks als einer der unberührtesten Landstriche Norwegens.

Beste Reisezeit:

Sommer. Jedoch muss man auch im Juli mit Altschneefeldern rechnen. Selbst im August ist Schneefall möglich.