By fair means: Vom Marienplatz auf die Zugspitze

ALPIN-Challenge: Video online!

Die Idee von München auf die Zugspitze, nur mit Muskelkraft und an einem Tag zu gelangen, geisterte ja schon lange in unseren Köpfen rum. Mit adidas und dem DAV-Summit-Club haben wir dieses Jahr die richtigen Partner gefunden, um die Idee in Form einer Leserreise in die Wirklichkeit umzusetzen. Am Wochenende vom 05. und 06. Juli war es dann soweit...

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Gruppenfoto vor dem nächtlichen Start am Münchner Marienplatz. Klicken Sie für eine Großansicht!
Gruppenfoto vor dem nächtlichen Start am Münchner Marienplatz. Klicken Sie für eine Großansicht!

Dass fast alle Teilnehmer 15 Minuten vor der vereinbarten Zeit mit den Hufen scharrend am Treffpunkt warten, habe ich auch selten erlebt. Es zeigt aber, wie sehr sich alle auf die ALPIN-Zugspitze-Challenge freuten.

Ehrlich gesagt, ich persönlich hatte ja vor dem Radfahren richtig Bammel. Start um Mitternacht am Marienplatz in München, Fahrt nach Hammersbach, fast 100 Kilometer Strecke mit 760 Höhenmeter Steigung. Meine Befürchtung war, dass ich irgendwann zwischen drei und vier Uhr morgens schlafend vom Rad falle. Oder dass ein Betrunkener mit Vollgas in die Radgruppe rast. Aber weder das eine noch das andere trat ein. Letzteres vor allem, weil offensichtlich auf der Strecke um die Uhrzeit niemand Auto fährt und wir von Begleitfahrzeugen "abgesichert" waren. Und auch Müdigkeit keimte nie auf, weil man damit beschäftigt war, alle Teilnehmer kennenzulernen und mal neben diesem, mal neben jenem die Pedale rotieren ließ. Flash installieren'); // Nicht aus Flash stammenden Inhalt einfügen } // --> Flash installieren Video von Claus Zettl. www.claus-zettl.de Die Pause in Penzberg nach ca. zweieinhalb Stunden nutzte dann jeder, um sich spätestens hier wärmer anzuziehen, denn mit teilweise nur sieben Grad und kühlen Nebelbänken war es nicht gerade warm. Vorräte und Kohlenhydratspeicher wurden aufgefüllt, die Feinabstimmung am Rad optimiert.

Auf den letzten Radkilometern geht langsam die Sonne auf. Klicken Sie für eine Großansicht!
Auf den letzten Radkilometern geht langsam die Sonne auf. Klicken Sie für eine Großansicht!

Von Penzberg ging es über Sindelsdorf und Ohlstadt dem beginnenden Tag und der Zugspitze entgegen. Auch hier verflog die Zeit, die Teilnehmer lernten sich besser kennen und nur der (übrigens einzige) Platten auf der ganzen Tour von Bike-Guide Peter war eine "Challenge".

In Hammersbach wurde die Crew schon von den zwei Bergführern des DAV Summit Club erwartet, die uns von hier auf die Zugspitze begleiten sollten. Aber vorher galt es, die adidas-Ausrüstung entgegen zu nehmen, sich anzuziehen und den Rucksack für den achtstündigen Aufstieg zu packen. Pünktlich zum Abmarsch in Hammersbach lugte dann auch die Sonne hinter dem Kamm des Estergebirges hervor. Frohen Mutes und mit brandneuen dreistreifigen Schuhen an den Füßen zog der Challenge-Tross in Hammersbach los. Mit bereits 97,6 Kilometern in den Beinen war die Prämisse klar: Gemütlich!

Zur umfangreichen Slideshow der ALPIN-Challenge klicken Sie auf das Bild oder folgen Sie diesem Link
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Das klappte soweit auch ganz gut. Bis wir in die Höllentalklamm kamen. Triefende und tropfende Tunnel wollte trotz der Schönheit jeder schnell hinter sich bringen und so wurde das Tempo merklich gesteigert. Gut, dass nicht weit nach dem Ausgang aus der Klamm die Höllentalangerhütte die einzige lange Pause des Aufstiegs bescherte. Die Bestellung der Spaghetti um kurz vor neun Uhr morgens nahm der Wirt sichtlich irritiert entgegen, dem Energiehaushalt war die Tageszeit egal.

Psycho-Test: Auf den Stahlstiften des "Brett". Klicken Sie für eine Großansicht!
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Langsam rutschte der eine oder andere Teilnehmer unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Denn schon recht bald nach der Hütte warten mit "Leiter" und "Brett" die ersten steilen Passagen auf die Höllental-Begeher. Aber selbst diejenigen ohne Klettersteigerfahrung schlugen sich bestens. Viel schwieriger war da schon die Frage, wie man nach dem "Brett" die Psyche überlistet. Denn von der Hütte sieht das nun folgende Teilstück bis zum Einstieg des Gipfelklettersteigs trügerisch kurz aus. Aber nur von der Hütte! In der Praxis zieht sich das Stück aber ganz schön laaaange. Eine Pause zum richtigen Zeitpunkt kann hier Wunder wirken.

Vielleicht die Schlüsselstelle der Tour: der Übergang vom Ferner in den Klettersteig verlangt Mut. Klicken Sie für eine Großansicht!
Vielleicht die Schlüsselstelle der Tour: der Übergang vom Ferner in den Klettersteig verlangt Mut. Klicken Sie für eine Großansicht!

Danach der ultimative Test: Wie verhalten sich die drei Streifen auf Schnee. Gripp: gut! Faktor Aufsehen erregen: bestens! Ruck zuck steht die ganze Gruppe am Einstieg des Klettersteigs. Lediglich der labile "Schnee-Klemmblock" zwischen Fels und Altschnee, der den Übergang über den sicherlich zehn Meter tiefen Spalt ermöglichte, war eine Mutprobe.

Am Klettersteig ging es Krampe für Krampe, Meter für Meter nach oben. Die Bergführer waren immer wieder auch als Motivator gefragt. Aufkeimende Höhenangst wurden mit zunehmender Höhe vom Nebel geschluckt - das typische Zugspitze-Wetter im Sommer: Der Gipfel steckte in Wolken.

Zur umfangreichen Slideshow der ALPIN-Challenge klicken Sie auf das Bild oder folgen Sie diesem Link
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Irgendwann tauchte endlich schemenhaft das Gipfelkreuz über uns auf. Nur noch wenige Meter und die gesamte Crew der ALPIN-Zugspitze-Challenge samt Begleiter, Fotografin und Kameramann standen gesund, aber auch etwas müde am Gipfel von Deutschlands höchstem Berg. Wobei das Gruppenfoto rund um das Gipfelkreuz eine letzte Crux darstellte. Denn so geräumig ist der Gipfel der Zugspitze auch nicht.

Gruppenbild im Nebel: Die Teilnehmer der ALPIN-Challenge am Gipfel der Zugspitze. Klicken Sie für eine Großansicht!
Gruppenbild im Nebel: Die Teilnehmer der ALPIN-Challenge am Gipfel der Zugspitze. Klicken Sie für eine Großansicht!

Über 100 Kilometer (wenn man die, die wir zu Fuß zurückgelegt haben, mitrechnet) und fast 3000 Höhenmeter lagen hinter uns. Da durften die Beine schon etwas schwer und die Augenlieder träge sein.

Für die Regeneration war die abschließende Nacht im Eibseehotel gerade recht. Und für die Gruppenstimmung auch. Und nicht erst nach dem zweiten Bier waren sich alle einig: Nächstes Jahr wieder!

Text: Olaf Perwitzschky Bilder: Birgit Gelder