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"Auch bei bester Ausrüstung und Erfahrung kann was passieren"

Wenn Menschen in den Bergen verunfallen, ist schnelle Hilfe notwendig. Aber wie oft wird die Bergwacht leichtfertig alarmiert.

"Auch bei bester Ausrüstung und Erfahrung kann was passieren"
© facebook.com/BWBerchtesgaden

Warum brechen Alpinisten trotz desaströser Wetterprognosen überhaupt auf? Ist Leichtsinn im Spiel oder mangelnde Selbsteinschätzung?

Hat man am Ende die Option einer Rettung schon einkalkuliert? Wie viel Recht auf Risiko haben Bergsportler? Gibt es ein verbrieftes Recht auf Rettung?

Diesen Fragestellungen gingen in der jüngeren Vergangenheit sowohl die Alpinen Rechtsgespräche im Bayerischen Staatsministerium derJustiz als auch das Alpinforum auf der Alpinmesse Innsbruck nach.

Dabei ist die Thematik (fast) so alt wie das Bergsteigen selbst. Schon die Tragödie mit vier Toten anlässlich der Erstbesteigung des Matterhorns im Jahr 1865 hatte ein gerichtliches Nachspiel.

Fotogalerie: Die Erstbesteigung des Matterhorns.

Heute wird die Bergwacht nicht selten als eine Art Alpen-ADAC verstanden, frei nach dem (ehemaligen) Slogan der Bergwacht "Wir holen dich da raus".

Das weckt bei dem einen oder anderen Bergfreund Erwartungen: Bergrettung wird heute als selbstverständliche Dienstleistung interpretiert.

Anders ist ein aus der Gegend um Innsbruck bekannter Fall kaum zu verstehen, bei dem ein Wanderer im Zeitraum von drei Jahren sage und schreibe sechsmal vom gleichen Berg die Rettung alarmiert. 

Und auch bei der Blockade am Klettersteig ist das Handy in aller Regel schnell zur Stelle.

Video: 100 Jahre Bergwacht Bayern.

Sind Bergsteiger also Hasardeure, kopflose Draufgänger, die sich blind auf die Hilfe der Bergwacht verlassen? Die breite Masse sicher nicht, aber es gibt auch schwarze Schafe, die den Notruf durchaus auch aus Bequemlichkeit absetzen oder sich trotz eindeutiger Warnhinweise leichtfertig in Gefahr begeben.

"Ich halte es für eine Selbstverständlichkeit, die der Eigenverantwortung des Bergsteigens innewohnt, dass die Bergwacht ausschließlich der Retter in der Not sein darf und kein willfähriges Werkzeug, das mich aus jeder unbequemen oder misslichen Lage am Berg befreien muss", so ALPIN-Redakteur Robert Demmel.

Den ungekürzten Kontrovers-Artikel von Robert findet Ihr in ALPIN 03/2020.

Die gesammelten Stimmen unserer User findet Ihr in den Kommentaren, das Ergebnis unserer Kontrovers-Umfrage präsentieren wir Euch hier.

49 Kommentare

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Wolfgang Siedler

Bergretter sind Menschen, die - überwiegend ehrenamtlich - unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens Andere aus großer Not oder einer Unfallsituation retten - leider manchmal auch bergen. Bergretter sind kein Deppenservice für Leichtsinnige, Selbstüberschätzte oder Menschen, die glauben, durch einen Vereinsbeitrag eine all-inclusive-Pauschale gegen Dummheit oder Unvermögen abgeschlossen zu haben.
Gut finde ich z. B., dass einige Seenotretter und auch Bergwachten Alkoholtests nach Rettungsaktionen durchführen (lassen). Da wird dann im Promillefall (grobe Fahrlässigkeit bis Vorsatz) eben eine Rechnung geschrieben.

Dr. Inge Rötlich

Leider ist es heute ein gesellschaftliches Problem, daß viele keine Verantwortung mehr für sich selbst übernehmen wollen - schuld sind ja immer die anderen! Nein, wer in die Berge geht, muß eine gute Planung haben, er muß wettergemäß ausgerüstet sein, und er muß entsprechende Fähigkeiten haben, um bestimmte Touren zu machen wie Klettersteige etc. Wer das nicht hat, soll wegbleiben oder sich einen Bergührer nehmen! Und wer alles beachtet hat, aber trotzdem Pech hat, der soll selbstverständlich auch die Hilfe der Bergrettung kriegen. Alle anderen, die die Bergrettung leichtfertig rufen, würde ich zur Kasse bitten und die Einsätze bezahlen lassen. Denn eines ist auch klar: Die Bergretter riskieren oft ihr eigenes Leben!

Anonym

Wie war das mit Descartes? Sich seines eigenen Verstandes zu bedienen? Ja, ist manchmal unbequem und kommt leider immer mehr aus der Mode.

Anonym

Jeder hat die Verantwortung, nur solchen Touren zu gehen, die dem eigenen Können, der eigenen Ausrüstung und dem Wetter entsprechen und muss immer wieder überprüfen, ob die Planung noch mit dem Verlauf übereinstimmt. Wer trotz guter Vorbereitung in Not kommt, hat einfach Pech. Wer aber sich nicht richtig infomiert und somit die Bergretter unnötig braucht bzw. in Gefahr bringt, der sollte sich mindestens an den entstandenen Kosten beteiligen.

Anonym

Die Männer und Frauen der Bergwacht sind hochmotivierte Freiwillige. Sie sind nicht verpflichtet sich selbst in Gefahr zu bringen.

Melly

Vielleicht würden, diese ganzen Flip Flop nichts Könner unten bleiben, wenn die Rettung nur noch wirkliche Notfälle transportieren müsste. Es ist meiner Meinung nach unverantworlich, wegen der eigenen Dummheit andere in Gefahr zu bringen.

Anonym

Da jede Person ein Recht auf Rettung hat, müssen die Bergretter natürlich erst einmal raus und Vorort sein. Leider gelangen sie mittlerweile immer öfters an „schwarze Schafe „ und hier gilt es anzusetzen. Sollte sich während des Einsatzes herausstellen, dass die Rettung kein wirklicher Notfall ist, weil sich der „Verunfallte“ durch Leichtsinn in die Notlage gebracht hat - dann kann man die Leute nur wachrütteln, wenn es an ihren Geldbeutel geht. Alles in Rechnung stellen - aber mit satten Preisen. Es muss weh tun! Allen Bergrettern wünsche ich weiterhin Kraft. Verliert euren Spaß am Ehrenamt nicht und kommt alle immer wieder gesund nach Hause!

Anonym

Jeder Bergsteiger sollte so viel Eigenverantwortung besitzen, dass er sein Tun einschätzen kann und damit nicht leichtsinnig in Bergnot gerät. Dazu müsste er das Bergsteigen quasi lernen, indem er seine ersten Touren mit erfahrenen Bergsteigern oder unter Führung macht und den Schwierigkeitsgrad entsprechend langsam steigert. Natürlich kann es jedem erfahrenen Bergsteiger passieren, dass er in Bergnot gerät, und wenn es um Menschenleben geht, kann natürlich auch nicht die Rettungsaktion unterbleiben. Aber so viel Gewissen muss jeder Bergsteiger mitbringen, dass er nicht durch seinen Leichtsinn andere in Gefahr bringt.

Klaus

Leider ist die Freizeit in den Bergen ein großes Geschäft und wird massiv beworben. Unerschöpfliches Ausrüstungsportfolio täuscht kaufbare Sicherheit vor. Ohne Kick ist für die meisten eine Bergfreizeit uninteressant. Rettung, sogar im Bagatellfall, wird heute als selbstverständlicher Service betrachtet. Warum dann eigentlich noch Eigenverantwortung spüren und walten lassen?Aber wir machen ja auch mit.

Thomas Spaenle auf Facebook

Natürlich ist es selbstverständlich und nur Recht, wenn jemand in Flip Flops auf den Watzmann geht, dass er gerettet wird wenn er Blasen zwischen den Zehen bekommt. Was soll überhaupt die Frage?

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