Aufbruch vor dem Morgengrauen?

Nachtbergsteigen: Das Ergebnis unserer Umfrage!

Durch das Höllental auf die Zugspitze: Wer die Paradetour an einem Tag bewältigen möchte, braucht Kondition und muss vor allem früh aufstehen, sehr früh! Wäre das etwas für Euch?

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Von Hammersbach durch die Höllentalklamm zur Höllentalangerhütte und über "Leiter" und "Brett" zum Höllentalferner, von dort auf dem versicherten Steig durch die Nordostflanke auf den Gipfel der Zugspitze: Keine Frage, der klassische Anstieg auf Deutschlands höchsten Berg ist nicht nur der lanschaftlich abwechslungsreichste, sondern auch der konditionell wie technisch anspruchsvollste.

<p>Aufbruch vor Sonnenaufgang: Nicht jeder Bergsportler kann dem etwas abgewinnen.</p>

Aufbruch vor Sonnenaufgang: Nicht jeder Bergsportler kann dem etwas abgewinnen.

© Hanna Engler

Die Tour an einem Tag "durchzuziehen", ist ein äußerst ambitioniertes Unterfangen. Unsere Autorin Hanna Engler hat sich im vergangenen Juli mit ihren Freunden Matthias und Marcel dieser Herausforderung gestellt.

<p>Aufmacherseite der Zugspitz-Tourenreportage in ALPIN 07/2017.</p>

Aufmacherseite der Zugspitz-Tourenreportage in ALPIN 07/2017.

© www.alpin.de

Als die drei weit vor Sonnenaufgang in Hammersbach losmarschieren, kommen ihnen jedoch plötzlich Bedenken: Ist es klug, in der Nacht einen Berg hochzugehen? Bringen wir uns selbst in Gefahr?

Wie die Tagestour auf die Zugspitze ausgegangen ist, erfahrt Ihr in Hannas' Tourenreportage "Spiel der Lichter", zu finden in unserer Juli-Ausgabe.

Das Ergebnis unserer Umfrage

Profi-Alpinistin Ines Papert kann dem Nachtbergsteigen viel abgewinnen:

"Ich liebe das Berggehen bei Nacht. Am schönsten ist es, wenn der Mond scheint! Nicht, dass ich gern um 4 Uhr aufstehe, aber da ist alles noch so still, und du kommst manchmal oben an, wenn der Tag beginnt. Sonnenaufgänge und -untergänge siehst du nur, wenn du bei Nacht unterwegs bist. Das ist doch einfach das Schönste…"

<p>Der frühe Vogel fängt den Wurm: Extrembergsteigerin Ines Papert ist gerne Nachts unterwegs am Berg.</p>

Der frühe Vogel fängt den Wurm: Extrembergsteigerin Ines Papert ist gerne Nachts unterwegs am Berg.

© facebook.com/inespapert

Etwas anders sieht das Steffen Reich vom Deutschen Alpenverein. Er gibt folgendes zu bedenken:

"Generell sehe ich die Zunahme der nächtlichen Aktivitäten in den Bergen mit Blick auf die Wildtiere kritisch. Ob Bergsteigen in der Nacht tatsächlich ein Problem ist, hängt aber von der Situation ab. In hochalpinen Lagen ist es weniger problematisch als im Waldgrenzbereich oder im Wald, im Sommer weniger als im Winter. Jeder sollte sich gut überlegen, ob eine nächtliche Tour sinnvoll und für Wildtiere verträglich ist."

Wir wollten natürlich auch von Euch wissen, was Ihr grundsätzlich von der Idee haltet, bereits in der Nacht zu langen Touren aufzubrechen?

Das Ergebnis unseres Votings ist recht eindeutig ausgefallen: Eine überwältigende Mehrheit kann sich offenbar sehr gut vorstellen, bereits noch vor Sonnenaufgang aufzubrechen, wenn eine lange (anstrengende) Tagestour bevorsteht. Rund 36 Prozent von Euch, die sich an der Befragung beteiligt haben, sind der Meinung, dass es jedem selber überlassen sein sollte, den Startpunkt für eine Tour zu bestimmen. Mit dem Motto "Der frühe Vogel fängt den Wurm" können etwas mehr als vier Prozent am Berg offenbar herzlich wenig anfangen.

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Zu dem Thema wurden auch zahlreiche Kommentare abgegeben. Alle Kommentare findet Ihr ungekürzt unter dem Artikel. Hier eine redigierte Auswahl:

Tom: Bei der Zugspitzbegehung durch das Höllentalmacht es Sinn, vor den Leuten, die in der Höllentalangerhütte übernachtet haben, vor der Leiter zu sein. Wenn man spät dran ist, können sich Wartezeitenvon weit über einer Stunde an der Leiter/Randkluftergeben, zumal ich den Eindruck habe, dass weiteroben die Leute konditionell überfordert sind.

Matthias Steudinger: Die Beunruhigung für das Wild ist schon hoch genug. Beunruhigung schlägt sich in verstärktem Verbiss nieder, was wiederum negative Folgen für den Bergwald hat. Und über dessen Funktion sollte jeder Bescheid wissen, der in die Berge geht.

Dirk Becker: Früher Aufbruch erhöht in Gletscher- und Steinschlaggelände die Sicherheit. Früher Aufbruch reduziert die Wahrscheinlichkeit, in ein nachmittägliches Gewitter zu geraten. Früher Aufbruch entstresst die Tour, weil man mehr Sicherheitsreserven mitbringt. Früher Aufbruch garantiert herrlichstes Morgenlicht im Aufstieg und meist noch ein wolkenfreies Gipfelpanorama.

Robert Viehauser: Eigentlich kann jeder selbst entscheiden. Ich aber finde Sonnenaufgänge am Berg schön, und da ich eigentlich viele Hochtouren gehe, verbinde ich das frühe Aufstehen einfach mit Bergen. Auf gut Deutsch, ich bin es so gewohnt.

28 Kommentare

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t-kress

Ich habe schon Hochtouren gemacht. Da ist das üblich.
Aber ehrlich gesagt, breche ich lieber zwischen 6:00-7:00 Uhr auf. Da wache ich dann ganz natürlich auf und bin vor der Tour nicht müde.

Uwe Schröder

Es gibt ja durchaus viele Touren, bei denen der nächtliche Aufbruch die sicherheit trotz anfänglicher Dunkelheit insgesamt erhöht. So ist eben beispielsweise der Gipfeltag am Kilimanjaro anders kaum zu machen um 1. nicht zu lange in Höhen zwischen 5.000 und 6.000 Metern zu verbringen und 2. noch am selben Tag auf sicheres Niveau unter 4.000m abzusteigen. Bei vielen Sommerbesteigungen auf die 4.000er der Alpen friert der Schnee nachts durch und liefert damit bei frühem Aufstieg die beste Trittsicherheit. Wenn dann am Vormittag die Sonne auf Schneefelder scheint wird es auch trotz Steigeisen sehr schnell zu einer Rutschpartie und damit erheblich gefährlicher. Da sollte man sehen dass man so früh wie möglich wieder unten ist. Auch die Gewittergefahr nimmt in den Alpen gerade jetzt in den Sommermonaten im Tagesverlauf rapide zu. Es gibt also allein aus Sicherheitsüberlegungen viele Aktivitäten bei denen gute Gründ für den Aufbruch in der Nacht sprechen. Aktivitäten, bei denen es jedoch nicht um reduziertes Risiko, sondern um andere Dinge wie Alleinsein am Gipfel oder zum Sonnenaufgang oben sein geht, da könnte man durchaus überlegen ob das wirklich sein muss.

Reinhold Bibner auf Facebook

Ich glaube man sollte da etwas unterscheiden: bei Hochtouren und entsprechendem Schneekontakt ist es aus Gründen der Sicherheit ein Muss.

Bei einfachen Wanderungen sollte man das Thema gerade im Hinblick auf Schutz und Ruhe der Wildtiere eher kritisch beleuchten - "ist bequemer weil nicht so viel los/weniger Sonne/etc" halte ich für keine gute Begründung.

Anonymer User

Für lange Touren und vor allem Hochtouren ist es unumgänglich und die Stimmung bereits weit oben in der Morgendämmerung und zum Sonnenaufgang hin ist etwas Großartiges (ebenso wie die Abendstimmung). Dennoch ist es für die Natur sicher erholsamer, wenn sich das Nachtbergsteigen in Grenzen hält, die Tiere auch mal ein paar Stunden ihre komplette Ruhe haben.

Anonymer User

Auch schon des öfteren gemacht, besser als im Matratzenlager neben den Schnarchern zu liege n...

Anonymer User

Für das Höllental reicht es, wenn man in Hammersbach bei Sonnenaufgang die Tour beginnt. Trittsicherheit und Kondition ist immer Pflicht bei solchen Touren, sonst gefährdet man sich und andere.

Anonymer User

Auch schon des öfteren gemacht, besser als im Matratzenlager neben den Schnarchern zu liegen...

Anonymer User

Der Sonnenaufgang in den Bergen ist einer der friedlichsten und schönsten Momente! Und solange man sich ruhig und gesittet verhält, dürfte es mit Mutter Natur keine Probleme geben. Das Problem ist, saß es viele gibt, die vergessen haben, daß wir nur Gäste sind in der Natur!

Anonymer User

Früh aufzubrechen hat den Vorteil das viel viel Zeitdruck rausgenommen werden kann. Oft ist man um diese Zeit ganz alleine unterwegs am Berg und einen Sonnenaufgang am Berg erleben zu können ist eine ganz besondere Sache. Wettertechnisch kann es auch Sinn machen früh zu starten! Für lange und anstrengende Hochtouren ist es üblich vor Sonnenaufgang zu Starten, Wetter und Zeittechnisch!

Anonymer User

Hier muss man unterscheiden, zwischen Wanderungen oder Hochalpine Touren, bei Hochalpine Touren ist das eine Frage der Sicherheit, da über Nacht der Schnee/Schneebrücken angefroren sind und somit begehbar sind, man auf festen gefroren Untergrund/Schnee besser und weniger Kraftraubend vorankommt also nicht bei jedem Schritt bis zu den Knien einsackt usw.

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