Österreicher soll für Kosten der Rettungsaktion aufkommen

Bergsteiger überlebt Nacht bei minus 20 Grad

Nach Absturz gräbt sich Leichtverletzter eine Schneehöhle und kann am Folgetag gerettet werden.

Bergsteiger überlebt Nacht bei minus 20 Grad
© Picture Alliance

Großes Glück hatte ein 35-Jähriger in Österreich. Der Bergsteiger war am 06. Januar zu einer Tour auf den 2244 Meter hohen Großen Pyhrgas in den Ennstaler Alpen an der Grenze zwischen Oberösterreich und der Steiermark aufgebrochen. 

Beim Abstieg verlor der Mann den Halt und stürzte mehrere hundert Meter eine Rinne hinunter und blieb verletzt liegen. Via Handy konnte der Verunglückte seine Mutter erreichen, die ihrerseits die Rettungskräfte alarmierte.

Diese suchten in großer Mannzahl bis in die Nacht hinein nach dem Verunglückten. Um etwa 23:00 Uhr wurde die Suche jedoch ergebnislos abgebrochen.

Bei Anbruch des neuen Tages wurde die Suche wieder aufgenommen, wohlwissend, dass man eventuell nach einem Erfrorenen suchen würde. Um kurz nach 09:00 Uhr wurde der Mann dann aber zur großen Erleichterung aller nur leicht verletzt gefunden.

Er hatte sich eine Schneehöhle gegraben und so die Nacht bei minus 20 Grad überlebt. Mit dem Hubschrauber wurde er ins Krankenhaus gebracht.

Der Ortsstellenleiter der beteiligten Bergrettung Spital am Pyhrn übte nach der glücklichen Rettung laut www.nachrichten.at auch Kritik an der Risiko-Einschätzung des Geretteten: "Lawinenwarnstufe 3. Schlechte Sicht. Viel Schnee. Das ist nicht der richtige Tag für so eine Tour."

Verunglückter wird zur Kasse gebeten

Über den glücklichen Ausgang der Tour wird sich der Gerettete wahrscheinlich nur kurz freuen, den das "Winterabenteur" wird für den Österreicher ein teures Nachspiel haben: Die Kosten für die großangelegte Such- und Bergeaktion belaufen sich - übereinstimmenden Medienberichten zufolge - auf über 15.000 Euro.

Kosten, die der 35-Jährige fast vollständig aus eigener Tasche begleichen muss, denn eine spezielle Bergekostenversicherung (wie sie etwas Alpenvereinsmitglieder oder teilweise auch Kreditkartenbesitzer haben) kann der nicht vorweisen.

Und von seiner privaten Unfallversicherung hat der Mitrdreißiger nur wenig finanzielle Hilfe zu erwarten.

Diese beteiligt sich bestenfalls mit maximal 5.000 Euro an den anfallenden Kosten, wie Josef Stockinger, Generaldirektor der Öberösterreichischen Versicherung AG, gegenüber wetter.at bestätigt.

Auch Skitourengeher sollen zahlen

Mit Zahlungsforderungen sehen sich auch zwei Skitourengeher aus Österreich konfrontiert, die in der Osterhorngruppe bei Hintersee (Flachgau) eine Tour zur Genneralm unternommen hatten. 

Für den zwischenzeitlich angelaufenen Sucheinsatz von Bergrettung (und Polizei) müssen die beiden Tourengeher finanziell aufkommen. Auch sie haben keine Bergekostenversicherung abgeschlossen.

Wer soll für die Kosten eines Rettungseinsatzes aufkommen?

"Da ich selber schon in einer alpinen Notlage ohne medizinischer Indikation war und dadurch selbst die Bergrettung benötigt habe (und sehr froh war über den für mich kostenlosen Einsatz) finde ich, sollten die Bergsteiger, außer bei grob fahrlässigem Verhalten, nichts bezahlen müssen", meint User Elisabeth dazu.

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7 Kommentare

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Werner

Was darf man unter " abseits der Zivilisation" verstehen? Müssen wir jetzt unsere Wanderungen innerstädtisch durchführen? So kann nur jemand schreiben der von der Couch nicht hochkommt.
Und - ein "gewisses Risiko" besteht auch im Straßenverkehr. " Gewiss" um einiges höher.

Stephan auf Facebook

Ich stimme David Spandau da 100% zu. Ich bin auch der Meinung das dadurch das leichtfertiges Verhalten von einigen Menschen vielleicht zurückgedrängt werden.

David auf Facebook

Tourismus ist in den betreffenden Gebieten eine wichtige Einnahmequelle. Wenn die Gefahr besteht, sich bei Outdoorbeschäftigungen finanziell zu ruinieren, werden sich das bestimmt einige überlegen. Grundsätzlich halte ich die Übernahme von Rettungs- und Bergungskosten durch die Allgemeinheit bis zur Grenze der Leichtfertigkeit unter dem Gesichtspunkt der gesellschaftlichen Solidarität für geboten. Andererseits erscheint es auch nicht als unzumutbar, Rettungs- und Bergungskosten über entsprechende Versicherungen, (Auslands-)KV, Mitgliedschaft im AV, abzusichern...

Andrea auf Facebook

Der Förderbeitrag der Österreichischen Bergrettung liegt aktuell bei 24,- im Jahr und inkludiert die Bergekostenversicherung für die ganze Familie. Das halte ich für zumutbar. Außerdem sollte in den vielen Medienberichten auch erwähnt werden, dass die in Rechnung gestellten Kosten wieder in Ausrüstung und Ausbildung der Bergretter investiert werden - Bergrettung ist noch immer Ehrenamt, den kolportierten Stundensatz kriegt niemand ausbezahlt

Evaaa

Über die Mitgliedschaft in einem Verein wie dem OEAV oder dem DAV ist man versichert. Der Mirgliedsbeitrag wird außerdem u.a. für ökologische Zwecke (Aufforstung; Wege Bau) verwendet. Somit ist das Geld sinnvoll eingesetzt und die Rettungs-und Bergungskosten werden übernommen.

Axel

Der/Die Betroffene bzw. seine Versicherung muss an den Kosten beteiligt werden. Touren abseits der "Zivilisation" bergen ein gewisses Risiko, dessen sich jeder bewusst sein sollte.
Es ist schon eine andere Situation als im Straßenverkehr, bei einem Spaziergang oder auf der Loipe. Dort ist ein Abtransport wesentlich einfacher.
Bei alpinen Rettungsaktionen riskieren die Rettungskräfte z.T. ihre Gesundheit oder gar ihr Leben.

Bru.Brie

Ist der Skitourengeher wegen der schlechten Sicht oder bei einer Lawine abgestürzt? Lt. Artikel verlor er den Halt, was auch bei guter Sicht regelmäßig passiert.
Leider setzt sich der Artikel nicht wirklich mit den Gründen des Absturz auseinander und versucht mit der deplatzierten und unsachlichen Meinung des Ortsstellenleiters zu polarisieren.

Interessant wäre auch ein juristisches Nachspiel, wenn die beiden anderen Tourengeher sich der Rechnung juristisch zur Wehr setzen. Bleibt da ein Journalist dran?